Auf einmal konnten wir anständig miteinander reden

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Und zum Mitlesen:

Das Hochwasser hat damals den Papa meiner Tochter und mich zusammengebracht nach fünf Jahren Rechtsstreit. Also wir haben uns kurz nach der Geburt getrennt. Wir haben wirklich vier oder fünf Jahre vor Gericht zugebracht mit Anwälten und allem drum und dran, es war ganz schlimm. Und dann, eines Frühs, als der Damm gebrochen ist, klingelt mein Telefon und da sehe ich: Ach, das Arschloch! Dann bin ich aber rangegangen, und dann sagt er: „Hör jetzt auf zu Diskutieren, du nimmst jetzt unser Kind und verschwindest hier.” Und ich war so: “Oooook, ich geh ja.” Er war ja bei der Wasserwehr und machte sich wirklich Sorgen. Und dann hat er mich früh und abends angerufen: „Geht’s euch gut?” Wo ich mir dachte: Krass, was son Hochwasser eigentlich bewirken kann! Wir haben uns wirklich vorher immer nur angeschrien am Telefon, und auf einmal konntest du anständig miteinander reden. 

Also, ich weiß, dass sich das jetzt böse anhört und so, aber diese Situation 2013, die war schon besonders. Der Zusammenhalt in der Stadt war sehr besonders, und ich glaube och die zwei Jahre danach war das noch sehr besonders. Also du hattest ein ganz andres Gefühl. Man merkt aber: das verblasst. So dieser Zusammenhalt, diese Akzeptanz füreinander, der Respekt füreinander, der ist nicht mehr gegeben. Und manchmal denk ich “Braucht es so’n Ereignis wie 2013, um diesen Zusammenhalt nochmal zu stärken?”. Einfach um die Bevölkerung wieder zusammenzubringen. Also man wünscht sich das natürlich nicht, aber tatsächlich immer wenn die Elbe wieder so’n bisschen steigt, die Gedanken gehen automatisch wieder zurück an diese Verbundenheit. 

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