Der Schifferstand – Geboren, geheiratet, gestorben durchaus, aber dazwischen waren sie eben viel unterwegs

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Und zum Mitlesen:

In den 1880ern wurde der Hafen ausgebaut, und alles Gewerbe rund um die Schifffahrt nahm sehr stark zu und wurde enorm wichtig für die Stadt. Immer mehr Schiffer haben sich dann angesiedelt. Es war aber eben nicht der angesehenste Beruf. Also, es gibt da so diese klassischen Berichte aus den alten Zeiten – im Zug: “Schiffer und fahrendes Volk… letztes Abteil!“ Das war leider wirklich üblich, diese Sprache. Sie hatten nicht so einen hohen Stand wie Kaufleute oder so. Sicherlich, für‘s Wirtschaftsgeschehen in der Stadt waren sie enorm wichtig. Aber das Ansehen war eben nicht so hoch, weil sie viel unterwegs waren. Das sind ganz veraltete Denkmuster.  Das klassische Bürgertum, was man aus dem Mittelalter kennt – also städtische Bürger mit Verteidigungsaufgaben – da wäre ja der Schiffer nie zu greifen gewesen, der war ja nur unterwegs, der Kerl! Das sind sicherlich Sachen, die sich dann über die Jahrhunderte aufgebaut haben. Also die waren halt nicht klassisch ortsansässige Leute, die hier geboren, geheiratet, gestorben sind… Also geboren, geheiratet, gestorben durchaus, aber dazwischen waren sie eben viel unterwegs. Und die Frau hatte einen harten Stand in der Gesellschaft – es blieb ja an ihr hängen, Haus, Hof, Kinder, das ging immer ohne Mann. Den ganzen Sommer über florierte die Schifffahrt, der Mann war nur im Winter zuhause. Also ohne Frage, die Frauen hatten hier zu tun. Im Winter dann war der klassische Schifferball. Jeder Schifferverein hat seinen Ball ausgerichtet. WhatsApp gab‘s nicht, Facebook gab‘s nicht, also wurde gefeiert! Mit Umzug durch die Straßen, feierlichem Einmarsch in den Ballsaal, mit Vereinsfahnenparade und anschließendTanz und Geselligkeit bis zum nächsten Morgen. Die acht Schiffervereine haben natürlich auch auswärtige Vereine eingeladen. Es gibt einen Film aus den späten 20ern, der zeigt, wie die Vereine empfangen werden. Manche kamen auf der Elbe, andere kamen mit der Eisenbahn. Das war ja damals möglich, die Verbindung gab‘s und Züge rollten noch, im Vergleich zu heute.

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