Eine Geschichte zum Anhören.
Und zum Mitlesen:
Ich erinnere mich, dass meine Mutter, seit ich klein war, jeden Donnerstagabend eine Kalebasse mit Milch als Gabe gebracht hat. Für die große Dame im Wasser – Harakoy Dicko! Sie hat ihren Sitz hier in der Nähe vom Dorf Toussa, wo der Fluss Niger sehr breit wird. Wenn man sich hier zu Wasser nähert, fängt das Boot an zu vibrieren, als würde es geschüttelt. Alle, die hier lang gefahren sind, wissen es : Harakoy braucht Opfergaben. Denn hier unter Wasser findet man etwas, einen Stein, der die Form einer Trommel selbst hat! Unter Wasser, auf dieser steinernen Trommel, schwebt eine Flasche Parfüm. Gefüllt mit Opfergaben an sie. Das nennt man Dara Toubagou – der Tombourin von Dara. Hier schläft Harakoy Dicko, die über den Fluss und diese Landschaften regiert.
Ich ging dort oft am Ufer spazieren, mit meinem Instrument, und bin dann eingeschlafen. Eines Tages schlaf ich da am Ufer, bis mich ein Geräusch ruckartig aus dem Schlaf reißt! Ich sehe die Göttin, von unbeschreiblicher Schönheit, mit ihren langen Haaren, im Wasser. Ich sag ihr – ah, das bist du, Harakoy! Niemand ist so schön, schimmernd wie ein Spiegel. Deine Schönheit muss man mit frischer Milch vergleichen, sag´ ich ihr. Du beschützt hier alles, dank dir wird es keine Dürren mehr geben.
Und als Dank hab ich ihr ein Lied geschrieben … diese Mythen halten uns mit dem Fluss in Verbindung. Und so sind meine Worte im Lied eine Erinnerung an mein Publikum, wenn ich auf Tour bin, in Europa und Westafrika – „l’eau est source de vie”, das Wasser ist Quell des Lebens.